Schlüssel von Ingrid

Interview mit Lisa ZaludBrunnenpassage05.06.2015
„Es ist der letzte Schlüssel, weil ich die letzte bin, die darin gewohnt hat.“

 

Ingrid umgibt sich grundsätzlich mit sehr wenigen Gegenständen und Erinnerungsstücken. Im Gegenteil, sie hat sich mittlerweile von den meisten ihrer Dinge getrennt und sich von der Anhaftung, wie sie es nennt, befreit. Sie hebt nur Gegenstände auf, die funktional sind und die sie auch wirklich brauchen kann.

Eines der wenigen Erinnerungsstücke von Ingrid ist ein Schlüssel, der ihr beim Zusammenräumen des Kellers wieder untergekommen ist. Er sperrt den ehemaligen Dienstraum des Streckengehers der Eisenbahn in der Nähe von Bad Gastein. Für sie steht der Schlüssel als Erinnerung an einen ausgestorbenen Beruf. Die Streckengeher hatten bestimmte Gleisabschnitte zu betreuen und mussten die Schienen überprüfen und kontrollieren. Es war ein sehr einsamer Beruf, der mittlerweile von Maschinen abgelöst wurde. Der Streckengeher der Gegend hatte Zugang zu diesem Dienstraum wo er sich einheizen und aufwärmen konnte. An den Mann von damals, der ein bis zwei Mal die Woche vorbeikam, kann sich Ingrid aber nur noch sehr dunkel erinnern, da sie zu dieser Zeit noch ein sehr kleines Mädchen war. Sie bewohnte mit ihrer Familie den hinteren Teil dieses Hauses, bis auch der Dienstraum keine Verwendung mehr hatte und er in den 50er Jahren ihrem Elternhaus angeschlossen wurde.

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