Krippe von Wolfgang Alfred Unger

Interview mit Lisa Zalud09.06.2015
"In Traditionen kann man sich ja auch irgendwie verlieben."

Wolfgang Alfred Unger funktionierte 1988 zwei Brotdosen um und baute damit eine Krippe für seine Kinder. Inspiriert wurde er dabei von einer Krippe, die er im Volkskundemuseum gesehen hatte. Dabei werden die Figuren von unten geführt. Seine Intention war, sie in erster Linie als Weihnachts- und Osterkrippe zu verwenden und in dieser Zeit seinen Kindern etwas vorzuspielen. Dies hat ihm immer schon Spaß gemacht, da er auch - wie er selbst sagt - "einen großen kindlichen Anteil in sich trägt". Seine Kinder haben das Objekt aber für sich entdeckt und nach ihren eigenen Vorstellungen verwendet. Sie bekamen Interesse, selbst zu spielen und "dadurch ist das Ganze zum Leben erwacht". In der Folge stattete er sie mit unterschiedlichen Kulissen aus, um sie als Jahreskrippe zu adaptieren.

Der Bau der Krippe steht weniger mit einer tiefen religiösen Überzeugung im Zusammenhang als mit dem Leben von Traditionen, die für ihn durchaus auch Widersprüche enthalten. Zum einen schätzt er sie sehr, sind sie aber "nicht stimmig, dann mag ich sie gern für mich auflösen".  Für Herrn Unger gelten Traditionen als Rituale, "auf die man sich verlassen kann," und er gibt zu, dass er sie durchaus "braucht und mag". So schätzt er aber auch den "traditionsfreien Raum".

Grundsätzlich bevorzugt er Objekte, die "weniger groß und sperrig" sind. Über die Zeit hat er vieles angesammelt, das ihm wichtig ist; doch möchte er nun eher "Ballast abwerfen" und sich mit Gegenständen umgeben, die "entweder wenig Raum einnehmen oder nicht von materieller Art sind, die ich in mir trage“.

Mittlerweile sind seine Töchter erwachsen, und er hat schon lange nicht mehr gespielt. Die Krippe steht das Jahr über im Keller seiner Wohnung. Nur in der Weihnachtszeit stellt er sie in die Auslage seines Ateliers auf einer gut sichtbaren Höhe für vorbeigehende Kinder, und er überlegt, ihnen vielleicht auch etwas vorzuspielen.

 

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