Klopapierhalter von Marlene Leichtfried
„Es ist der Kontext, in dem es präsentiert wird.“
Ein Klopapierhalter in einem alten Mailänder Kaufhaus bescherte Marlene ein unvergessliches Einkaufserlebnis, an das sie sich gerne zurückerinnert. Vor zwei Jahren, zur Zeit der Mailänder Möbelmesse, während der sich alles um Design dreht und viele designaffine Menschen in der Stadt unterwegs sind, kam sie an einem alten Elektrogeschäft vorbei, in dem unterschiedliche Objekte aus Drahtgitter seit womöglich Jahrzehnten zum Verkauf standen. Trotz Verständigungsschwierigkeiten bekundete sie ihr Interesse für das Objekt in der verstaubten Auslage. Diese wirkte auf sie, als hätte man schon ewig nichts mehr von dort hervorgeholt, und es bedurfte auch etwas an Aufwand. Sie wollte ursprünglich eigentlich nur ein Objekt kaufen, doch aufgrund der entstandenen Aufregung nahm sie gleich drei.
Marlene fand heraus, dass die beiden Verkäuferinnen Schwestern waren, das Geschäft aus Familienbesitz übernommen hatten und bereits seit sechzig Jahren hinter der Theke standen. Als sie danach eine Designgalerie besuchte, war eine Dame ganz erstaunt, wo sie denn dieses tolle Objekt gekauft habe, und ihr wurde dadurch erneut bewusst, wie sich die Wertigkeit und Wirkung von Gegenständen für Menschen verändern können, werden sie aus ihren Kontext geholt.
Marlenes Leidenschaft ist es, alte Kaufhäuser, vor allem am Land, zu durchstreifen und nach „schönen Schätzen“ zu suchen. Hauptsächlich geht es ihr aber um das Einkaufserlebnis, das das komplette Umfeld vom Boden zur Beleuchtung, von der Materialität bis zur Art, wie die Leute miteinander umgehen und kommunizieren, umfasst. Sie liebt diese Natürlichkeit und Authentizität, die es zu bewahren gilt. Umso mehr leidet sie darunter, wenn sie sieht, dass kleine alte Geschäfte immer weniger Aufmerksamkeit bekommen und zusperren.
Bei ihrem heurigen Mailandbesuch suchte sie das besagte Geschäft erneut auf. Die beiden Damen standen immer noch hinter der Theke und die Objekte aus Drahtgitter in der Auslage. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass die Dinge nun teurer geworden sind. Dieser Ort ist nun Marlenes Fixpunkt beim Besuch der Mailänder Möbelmesse. Und das nächste Jahr möchte sie den Damen auch bekunden, wie toll sie deren Geschäft und die dortigen Objekte findet.