Haargummi von Veljko Vícentijevíc aka Gringo Aleksa
„Sein Freund möchte nach der Schule in Belgrad ein Kaffee auf machen und Gringo ist sich sicher, dass er es schaffen wird, weil er alles schafft, das er sich vorgenommen hat.“
„Gringo“ nennt sich so, weil dies auf ein Gangstercomputerspiel (GTA San Andreas) verweist, das er und sein bester Freund gemeinsam spielen. Und von diesem besten Freund ist auch der Haargummi. So wie Gringo hat auch er langes Haar und dies ist sein erster Haargummi und ein Geschenk von ihm. Gringos bester Freund lebt in Serbien und immer wenn er auch nur zwei Tage Zeit hat, fährt er mit dem Bus zu seinem Freund nach Serbien; das ist möglich, denn so eine Busfahrt kostet nur 65 Euro, dafür dauert sie viele Stunden lang, besonders bei der Rückfahrt gibt es oft stundenlange Wartezeit an der Grenze zu Ungarn. Die beiden sind seit frühesten Kindertagen befreundet, schon im Kindergarten haben sie Powerranger miteinander gespielt und dann haben sie begonnen, zusammen die Schule zu besuchen. Mit acht Jahren ist Gringo dann nach Österreich gekommen, hat hier in ein- ein halb [RM1] Jahren Deutsch gelernt und kam auf Betreiben des Vaters nach 8 Jahren Österreich wieder nach Serbien und nach weiteren drei Jahren – diesmal auf eigenen Wunsch – zurück nach Wien zu seiner Mutter. Als Gringo als Volksschüler nach Österreich kam, wiederholte er eine Klasse um Deutsch zu lernen. Wieder in Serbien war er mit seinem Freund zwar in derselben Schule, aber nicht mehr in derselben Klasse. In Serbien war es ebenfalls schwer in der Schule zu folgen, auch weil das Schulsystem viel schwerer ist als in Österreich und viel mehr Lernaufwand erfordert. Er musste hart kämpfen, um in der Schule mit zu kommen – aber zumindest konnten damals Gringo und sein Freund viel Zeit miteinander verbringen. Als er wieder weg ging, war das sehr schwer für ihn, für seinen Freund und für seine ganze Familie. Dennoch beschloss er, zu seiner Mutter nach Wien zu gehen, um sie zu unterstützen und der besseren Zukunftsaussichten wegen. In Serbien sieht Gringo keine Perspektive – immer noch, so erzählt er, sind die Folgen eines Krieges spürbar, von dem niemand ihm erzählen kann, warum es diesen überhaupt gab und wer schuld daran war, dass heute Jugoslawien nicht mehr existiert – einig sind sich nur alle die er befragt, dass es damals besser war. Es war wohl die Politik, meint Gringo, die uns aufgespalten und kaputt gemacht hat. Heute jedenfalls gibt es kaum Jobs, gar keinen Sozialstaat und die Einkünfte sind extrem niedrig – so arbeitet sein Vater den ganzen Tag und verdient trotzdem nur 10 Euro. Sein Freund möchte nach der Schule in Belgrad ein Kaffee auf machen und Gringo ist sich sicher, dass er es schaffen wird, weil er alles schafft, das er sich vorgenommen hat. Aber für ihn selbst sieht er in Österreich viel mehr Perspektiven, er möchte Matura machen und Schauspieler werden. Die langen Haare und gute Kleidung tragen sie beide auch wenn ersteres den Eltern nicht gefällt – die Alten in Serbien, meint Gringo, verstehen eben nicht, dass das gut aussieht und dass jeder das Recht hat, mit seinem Körper so umzugehen wie er will.
[RM1]Hat hier in ein, eineinhalb Jahren