Fotoalbum mit Bildern des verstorbenen Vaters von Matthias Brandauer

Interview mit Karin Schneider22.08.2016
„Dieses Photobuch gehört zu meinem Leben und wird mich ein Leben lang begleiten, weil es die wichtigsten, die einzigen Photos enthält, die ich von meinem Papa habe, bevor er vor zwei Jahren gestorben ist.“

 

 

 

Matthias brachte ein Fotoalbum, das er geschenkt bekommen hat und in das er dann immer weitere Bilder einklebte. Dieses Fotobuch gehört zu seinem Leben und wird ihn ein Leben lang begleiten. Die wichtigsten, die einzigen Fotos, die er von seinem Papa hat, bevor dieser vor zwei Jahren verstarb sind hier eingeklebt. Sehr viele der Fotos sind aus gemeinsamen Urlauben – Digitalfotos die Matthias dann ausgedruckt hat. Die von ihm selbstgemachten Fotos bilden eher die Ausnahme – wie zum Beispiel Fotos eines Eishockey Training mit seinem Vater. Eishockey war ihr gemeinsames Ding und einmal hat Matthias zum Training die Kamera mitgenommen. Sein Vater spielte zunächst bei „Austria“ Fußball, dann ist er auf Eishockey umgestiegen und spielte semiprofessionell bei einem lokalen Verein. Matthias hat früher auch bei einem Verein gespielt – der Tod seines Vaters bedeutete auch dafür einen Bruch – aber jetzt überlegt Matthias sich, wieder einzusteigen. Dieses Album ist so wichtig, dass Matthias extrem gut darauf auf passt. Normalerweise ist es zu Hause auf dem Kasten in seinem Zimmer. Matthias wohnt in einer WG zusammen mit vielen Leuten, von denen er die meisten nicht kennt und so darf außer den Betreuern niemand in sein Zimmer. Das Fotoalbum steht an der Wand neben dem Bett in einem hängenden Regal, und jeden Tag bevor Matthias schlafen geht, schaut er sich ein- zwei Fotos an. Aus einem Ritual der Trauer wurde mit der Zeit auch eines, das ihm Kraft gibt: Immer wenn er sich die Fotos ansieht, denkt er sich, dass er schon zwei Jahre getrauert habe und er jetzt mit dem Leben weitermachen müsse. Aber schon in der unmittelbaren Trauerzeit, als es ihm manchmal schwer fiel sein Zimmer zu verlassen, war es für Matthias selbst extrem überraschend, wie viel Mut und Motivation er daraus schöpfen konnte daran zu denken, dass  sein Vater stolz auf ihn wäre. Mit solchen Gedanken schaffte er es, in dieser Zeit sogar die 8. Schulstufe ziemlich gut zu bewältigen; danach kam auf Wunsch der Stiefmutter ein Jahr Handelsschule – was Matthias gar nicht interessierte. Jetzt, nach dem Besuch des Spacelab, steht eine Lehre für den Traumberuf auf dem Plan: Koch – und Kellner. Auch das Kochen verbindet ihn mit seinem Vater, der jeden Tag für die Familie kochte. Wenn man so aufwächst, meint Matthias, mit täglich frischem Essen, dann setzt sich das in einem fest. Schon seit der vierten Klasse Volksschule weiß er, dass er Koch werden will und sein Vater hat ihn immer dabei unterstützt. Das gemeinsame Kochen war auch ein Ritual zwischen ihnen und heute hat er neben dem Fotoalbum die ganzen alten Kochbücher seines Vaters in seinem WG Zimmer stehen.

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