Benin und Äthiopien: Kunst, Macht, Widerstand
Das westafrikanische Königreich Benin und das Kaiserreich Äthiopien im Osten des Kontinents waren EuropäerInnen schon im späten 15. Jahrhundert ein Begriff. Beide pflegten seit jener Zeit intensiven Austausch zuerst mit portugiesischen und später mit anderen europäischen Abgesandten und Händlern. Neben diesen Überschneidungen in der Geschichte gibt es weitere bemerkenswerte Parallelen, die Teile ihres kulturellen Erbes schlussendlich nach Wien brachten.
Kunstschätze aus dem Königreich Benin und kaiserliche Geschenke des äthiopischen Kaisers Menelik II. an Kaiser Franz Joseph I. gehören zu den wertvollsten Beständen des Weltmuseums Wien. Die Umstände, wie sie nach Wien gelangten, sind grundsätzlich verschieden, doch hängen beide mit der kolonialen Aneignung des afrikanischen Kontinents zusammen. Während Ovonramwen, König von Benin, sich Ende des 19. Jahrhunderts den britischen Machtbestrebungen widersetzte und sein Reich und den Hofschatz verlor, versuchte der äthiopische Kaiser sich durch diplomatische Bündnisse mit europäischen Großmächten und territoriale Expansion abzusichern. Die Sammlungen in Wien sind Folge dieser historischen Ereignisse. Sie erzählen daher nicht nur von der Geschichte und Pracht der beiden Reiche und ihrer höfischen Kultur, sondern erinnern gleichsam an ihren Freiheitskampf. Beidem trägt der Saal Rechnung und nimmt Bezug auf postkoloniale Veränderungen in diesen zwei Kulturen sowie auf rezente Beziehungen zu Österreich und dem Weltmuseum Wien.