PROSA für welt

Literarische Texte für Alle 2

PROSA – in Wien steht das nicht nur für ein Genre in der Literatur, sondern auch für das Projekt Schule für Alle, das junge Menschen mit Fluchterfahrung unterstützt, sie auf den Pflichtschulabschluss vorbereitet, inklusive Arbeit leistet und rassismuskritische Kompetenzen vermittelt.

Für das Buchprojekt PROSA für welt arbeitete die Schule mit dem Weltmuseum Wien zusammen. Im Herbst 2021 starteten aktive und ehemalige Lerner*innen von PROSA einen Schreibprozess, indem sie sich dem Weltmuseum Wien und dessen Ausstellungsobjekten annäherten. Die Objekte dienten den Lerner*innen dabei als Anregungen für ihre persönlichen Gedanken und Geschichten. Die entstandenen Texte sind im Juni 2022 in dem Buch PROSA für welt erschienen.

So wie die Lerner*innen von PROSA haben auch die Texte unterschiedliche Sprachniveaus. Die Texte können so auch in der PROSA Schule als Lehrmaterialien verwendet werden. Über den Verkauf der Bücher werden neue Schulplätze finanziert, so können auch Sie einen Beitrag für das Weiterbestehen der PROSA Schule leisten.

Wir wünschen Ihnen viel Vergügen beim Lesen der Texte!

Ihr Weltmuseum Wien Vermittlungsteam

 

Amina Kurbanova

Ein Raum, der fehlt

von Amina Kurbanova

Existiert eine Kultur nur, wenn man sie in Vitrinen packen und öffentlich zugänglich machen kann?

Das frage ich mich, während ich durch die Gänge des Weltmuseum Wien wandere. Wäre es so, gäbe es meine Kultur nicht. Denn hier gibt es weder Exponate aus meiner Heimat noch scheint der Name meines Herkunftsortes irgendwo auf.

Bei unserem Besuch im Museum habe ich einiges über seine Sammlungen gelernt, unter anderem auch darüber, dass der einzige noch existierende Azteken-Kopfschmuck sich in ebendiesen Ausstellungsräumen befindet. Genau bei diesem Ausstellungsstück ist nicht dokumentiert, wie es erworben worden ist, ob durch Diebstahl oder Schenkung. Bei einigen anderen Stücken dagegen gibt es keinen Zweifel daran, dass sie gestohlen worden sind. Dadurch regten sich Zweifel in mir. Möchte ich überhaupt, dass etwas aus meinem Herkunftsort hier ausgestellt wird, wenn das bedeuten könnte, dass es sich dabei um gestohlene Ware handelt? Ich stelle mir eine Welt vor, in der die tschetschenische Bevölkerung versucht, mit Protesten ein Objekt, das eigentlich ihnen gehört, zurückzubekommen. Obwohl ich schon ahne, dass ich enttäuscht werde, frage ich dennoch nach, ob nicht irgendwo etwas aus dem Kaukasus ausgestellt ist. Ich werde in den Raum für Zentralasien geschickt. Dort wandere ich an den Vitrinen entlang, ohne fündig zu werden.

Dabei würde mich das Ganze vermutlich nicht so bewegen, wäre ich in Tschetschenien selbst schon einmal in einem Museum gewesen. Dem ist aber nicht so. Alle Kunst- und Kulturstätten wie Museen, Galerien, Archive und Denkmäler sind während der beiden Kriege gezielt zerstört worden. Weder das naturhistorische noch das kunsthistorische Museum von Grozny haben diese Angriffe überlebt. Das, was in ihren Ruinen zu erbeuten war, haben die russischen Soldaten geplündert und nach Russland mitgenommen. Heute tauchen diese gestohlenen Schätze in privaten Sammlungen wieder auf oder werden auf dem Schwarzmarkt angeboten. In Tschetschenien selbst ist nur die Verwüstung zurückgeblieben und eine Geschichte, die neu geschrieben worden ist, mit neuen Museen und Ausstellungen, die sich der Propaganda gewidmet haben.

Wenn die Orte der Überlieferung der Geschichte eines Landes über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufs Neue angegriffen werden, wie erholt sich dann dieses Land davon? Was, wenn dieses Land nicht einmal die Autonomie eines Landes besitzt, sondern gewaltsam als Teilrepublik eines anderen Staates gehalten wird? Dann ist die Antwort leichter als gedacht: Das unterdrückte Volk findet neue Wege, die eigene Geschichte weiterzugeben. Tschetschenien hat eine lange Tradition der mündlichen Überlieferung.

Mein Großvater konnte stundenlang die alten Sagen über unsere Ahnen rezitieren. Diese poetischen Erzählungen handelten nicht selten von Meistern, die in ihren Schmieden aufwendige Handarbeiten anfertigten: die schärfsten Dolche, die in friedlichen Zeiten als Zierden und in Kriegszeiten als Waffen Verwendung fanden, aber auch kostbaren Schmuck und Silbergürtel mit feinen Verzierungen und detailreichen Mustern. Kaum jemand aus meiner Generation hat diese Kunststücke gesehen. Aber aus den Schilderungen meines Großvaters kann ich sie mir bis ins letzte Detail vorstellen, als stünden sie vor mir in den Sälen dieses Museums, in denen ich sie vergeblich suche.

komplexer Text

Fousseni Yari Abdourahamane

Mein Nachdenken

von Fousseni Yari Abdourahamane

Mein Name ist Fousseni Yari. Ich komme aus Benin. Benin ist ein Land im Westen Afrikas. Ich schreibe eine Geschichte über einen Garten. Den Garten habe ich mit einem Freund besucht. Dort gibt es viel verschiedenes Gemüse, viele Blumen und viel Obst. Viele Leute haben verschiedenes Gemüse, Blumen und Obst gepflanzt und kommen jeden Tag, um die Blumen zu gießen. Ich finde, dass das eine gute Idee ist. Gemüse, Blumen und Obst sind Natur für die Gesundheit und das lange Leben. Obst ist zu sammeln und für den Menschen genießbar. Ich esse viel verschiedenes Gemüse und Obst und ich finde Vitamine sehr gut in meinem Körper. Wenn ich mein Haus habe und es gibt einen Garten, muss ich Obst und Gemüse pflanzen. In meinen Garten kommen alle Menschen, egal, ob Mann oder Frau. Egal, welche Hautfarbe. Rassismus sollte nicht in meinen Garten kommen, weil alle Menschen gleich sind. Es gibt sie eben zuhauf, wie Blüten von Rosen, Nelken und Kamille, die sehr gut riechen. Ich mag Nelken, weil sie sehr gut riechen. Man schenkt Blumen seiner Familie oder seiner Freundin. Ich habe mal meinem Freund Blumen geschenkt. In meinem Garten brauche ich Ruhe und es sollte keinen Streit geben. Wenn man mit anderen Streit hat, dann muss man den Garten verlassen.

leicht verständlicher Text

Angela Ihensekhien

Dinge aus der ganzen Welt

von Angela Ihensekhien

Mein Name ist Angela Ihensekhien, ich bin schon fast fünf Jahre in Österreich und war oft im Weltmuseum. Ich liebe alles, was ich hier sehe: Dinge aus der ganzen Welt. Es ist schön hier, es ist ein schöner Ort und es ist ein Ort, den viele Leute gerne besuchen, weil es gibt viele Dinge, die man dort draußen nicht sehen kann. Alle sind hier:

 

Ein Festtagsmantel für Männer aus Usbekistan.

Ein Baumwollwandbehang aus dem Iran.

Ein Kerzenleuchter mit Totenschädel aus Mexiko.

Eine Guru-Rinpoche-Statue aus Nepal.

Bronzeplatten aus dem Königreich Benin.

Kautschuktiere aus Brasilien.

Eine Ehrenfahne mit Drachenmotiv aus China.

Samurai-Rüstungen aus Japan.

Eine Wasserpfeife aus Ägypten.

Die Heckverzierung eines Kriegskanus aus Neuseeland.

Batikstoffe aus Indonesien.

Buddha-Statuen aus aller Welt.

Und noch vieles mehr.

 

Ich hatte also viel Glück, hier zu sein, weil ich nicht bezahlen musste. Das liegt daran, dass bereits für mich bezahlt wurde. Es war wirklich schön hier, weil meine Schulkamerad*innen hier waren, es sehr viel Spaß mit ihnen gemacht hat und wir viel über die Dinge geredet haben.

anspruchsvoller Text

Aya Reymaier

Flucht und Kultur

von Aya Reymaier

Im Weltmuseum sind viele Ausstellungsstücke zusammengetragen und zu bestaunen. Doch für mich bedeutet ein Besuch in diesem Museum nicht nur eine schöne Zeit mit interessanten Entdeckungen, sondern es hat für mich auch eine tiefergehende Bedeutung für mein eigenes Leben. Wie kann das sein, dass ein Museum für mein Leben spricht?

Nun, Kultur ist ein Begriff, der in jedem Land anders verstanden wird – und dementsprechend sind Ausstellungsstücke immer auch ein Teil des Lebens anderer Zeiten und anderer Gegenden. Ich selbst komme aus einem anderen Land und einer anderen Kultur. So kann es sein, dass Dinge, welche für manche Leute nur schön anzusehen sind, für mich persönlich eine Verbindung zu meiner Vergangenheit darstellen. Mit den vielen Eindrücken im Museum haben sich für mich auch viele Fragen und Themen ergeben. Themen, welche genauso auch mit meiner Flucht zusammenhängen. Meine Flucht aus einem Land, welches ich einmal Heimat nannte. Auch wenn ich ursprünglich aus Syrien komme, ist für mich der Libanon meine Heimat. An Syrien erinnere ich mich kaum. Doch was in beiden Ländern für mich wichtig war, ist die Familienkultur. Wir hatten nicht viel, und doch war es immer genug. Jeden Sonntag kamen wir zusammen und aßen gemeinsam, lachten und hatten Spaß. Das Leben war nicht immer einfach, und doch war es so, dass wir immer zusammengehalten haben. Es gab kein „ich“ und „du“, sondern immer nur ein „wir“! Es war nicht so wichtig, die schönsten Dinge zu haben, das meiste Geld oder, wie ich es heute so oft erlebe, die meisten Instagram-Follower. Nein, das Wichtigste waren die Familie und die Freunde. Als ich nach Österreich kam, war es komplett anders. Hier ist man die ganze Zeit beschäftigt, mit Arbeit oder anderen Terminen. Familie hat hier nicht denselben Wert wie im Libanon. Meine Verwandten sind auf der Welt verstreut. Es ist wie mit den Stücken, die aus aller Welt kommen. Diejenigen aus meiner Familie, die noch im Libanon sind, fragen mich manchmal, warum ich mit ihnen nicht öfter telefoniere, und ich antworte, dass ich keine Zeit habe. Ich habe mich an die „Zeitkultur“ in Österreich gewöhnt und bin im Stress. Als ich hierherkam, fiel es mir leicht, mich an die neue Kultur zu gewöhnen, aber für meine Eltern war es schwer. Es ist nicht einfach, sich an das Leben in einem anderen Land zu gewöhnen – eine neue Sprache, ein anderes Land und anderes Verhalten. Und doch ist man nun mal hier und lebt sich ein. Irgendwie habe ich erkannt, dass sich Kulturen vermischen, so wie ich auch Verhalten übernommen habe aus Österreich und auch Österreich Dinge aus dem Libanon übernommen hat. So findet man hier zum Beispiel immer mehr arabische Lokale. Es ist ein Geben und ein Nehmen, ein Kommen und Gehen. Man kann dieses Phänomen überall sehen, so wie auch in Museen. Als ich im Weltmuseum war und ein Kajak gesehen habe, hat es mich an die Flucht erinnert und wie viele Leute auf dem Weg gestorben sind. Das Leid, welches viele auf sich genommen haben, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich erinnere mich, dass mein Vater mit uns monatelang nicht telefonieren konnte, während er auf der Flucht war. Er hat uns erzählt, wie schlimm es war, dass er nicht immer wusste, wie es weiter geht, und vor allem wie schrecklich es ist, wenn Menschen vor deinen Augen sterben. Ein gefährlicher Weg ist das Meer. Heute flüchten sie auf Schiffen und Booten, so wie mein Vater. Früher hat man sicher auch Kajaks verwendet. Die Geschichten meines Vaters und meine eigenen Erlebnisse werde ich nie vergessen. Doch jetzt hat für mich ein neues Leben hier in Österreich begonnen, mit neuen Freunden, mit einem Teil meiner Familie, meinem Mann und auch mit einer neuen Kultur.

komplexer Text

Mohsen Saberi

Wie wir aussehen

von Mohsen Saberi

In diesem Bild sieht man nicht so ein schönes Bild, sondern Menschlichkeit. Kulturen und Traditionen und wie die Menschen überall auf dieser Welt aussehen. Wenn ich dieses Bild sehe, weiß ich, wie Menschen überall auf der Erde aussehen und wie wir unterschiedlich sind. Wie wir aussehen, hat mit der Kultur zu tun. Wie zogen wir uns früher an? Wie ist es heute? Es ist doch egal, wie wir aussehen, oder? Wie unterschiedlich wir sind? Wir müssen immer an die menschliche Seite denken, das ist unser Hauptziel.

leicht verständlicher Text

Firdows Abdulkadir Mohamed

Flucht

von Firdows Abdulkadir Mohamed

Wenn Sie ein Flüchtling sind, haben Sie keine Heimat, keine Nationalität. Für Sie gibt es keinen Unterschied mehr zwischen schwarz und weiß, jeder hat zwar eine andere Sprache, aber den gleichen Schmerz, egal ob aus Somalia, Syrien, Afghanistan oder Ukraine. Wir haben alle geweint und das Kostbarste verloren, das wir hatten. Insgeheim sind wir alle arm, wir sind eingewandert, um nach einem Leben zu suchen. Jeder Flüchtling, ob reich oder arm, ob groß oder klein, hat alles verloren, das er hatte, und wir können nicht zurückbekommen, was wir verloren haben. Wir erinnern uns an unsere Vergangenheit, denken über unsere Zukunft nach. Wir suchen ein besseres Leben und eine bessere Zukunft. Aber aufgrund der schwierigen Zeiten hat manchmal nicht jeder die Chance, ein gutes Leben zu führen. Wir fühlen uns verletzt, uns wurde wehgetan, wir haben geweint, aber niemand hört unsere Schreie, kennt unseren Schmerz. Wie viele Mütter, Ehemänner und Kinder wurden getötet, wie viele Mädchen vergewaltigt? Wie viele Kinder haben ihre Träume verloren?

anspruchsvoller Text

Aisosa Eghosasere

Gefiedertes Kleid oder andere Accessoires

von Aisosa Eghosasere

Mein Name ist Aisosa Eghosasere. Ich schreibe über den Federkopfschmuck aus Mexiko. Er ist gemacht aus den Federn der Quetzal, Rosalöffler, Cotinga und Cayenne-Fuchs-Kuckuck Vögel. Andere Materialien, die man an ihm findet, sind: Holz, Pflanzenfasern, Papier, Baumwolle, Leder, Gold und Messing. Er ist schön und hat viele Farben. Ich finde ihn einzigartig und speziell.

Ich möchte aber allgemein über Federn schreiben. Federn können verwendet werden für Schmuck, Kappen, Schuhe, Dekoration, Kleidung und Ohrringe. In Nigeria verwenden wir Federn bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Taufen, Hauseinweihungen, Geburtstagen und anderen Feiern.

Ich persönlich verwende Federn sehr oft für meine Ohrringe, Handfächer, Kleider und Schuhe. Ich habe vor zwei Jahren eine Hochzeit besucht, dort trug ich ein Kleid und einen Handfächer, die mit Federn verziert waren. Mein Kleid war so einzigartig und schön, dass meine Freundinnen und andere Hochzeitsgäste mich gefragt haben, wie es hergestellt wurde. Sie wollten auch gerne eines haben.

Die Hochzeit meiner Freundin war hier in Österreich in einer Halle im 22. Bezirk. Es war im Sommer, im August. Die Braut hat uns, ihren Freundinnen, gesagt, dass wir für den Brautzug ein dunkelgrünes Lace-Fabric verwenden sollen. In Nigeria sagen wir Asebi dazu. Die restlichen Hochzeitsgäste trugen hellgrüne Kleider.

Dann habe ich meine Maße genommen und sie meiner Schneiderin in Nigeria geschickt. Sie hat mein Kleid genäht und Federn mit dem Lace-Fabric kombiniert, das machte mein Kleid besonders und schön. Es stach hervor. Ich habe mich auf der Hochzeit gut und schön gefühlt und habe mit vielen Menschen Fotos gemacht. Es war ein glücklicher Abend.

anspruchsvoller Text

Mahdi Bahrami

Der kleine Held im Spiderman-Pullover

von Mahdi Bahrami

„Oh du Welt, du hast alle Tore vor uns versperrt. Lasse ein Fenster offen für uns, sodass wir eines Tages fliegen können. Säe Hoffnung in unsere brennenden Herzen. Es gibt Menschen, die für uns kämpfen und Hoffnung in unseren Herzen wachsen lassen.“

 

Qutaeba

 

Ein blauer Himmel, ein roter Drache und ein Kind mit Spiderman-Pullover, das klingt erstmal nach einem sommerlichen Tag auf grünen Wiesen. Als ich das Foto von Qutaeba in der Ausstellung „Now you see me Moria” im Weltmuseum betrachte, fühle ich mich aber sehr komisch: Ich habe ein familiäres Gefühl, ein Gefühl, das von zuhause berichtet, ein Gefühl, das nach meiner Kindheit klingt, aber auch ein Gefühl, das nach Leid schmeckt. Meine ganze Aufmerksamkeit ist bei diesem Bild stehen geblieben, in dem ich einen alten Freund erkenne, einen Freund aus einem Buch, ein Buch, das mein erster Roman war, der nichts mit Schule zu tun hatte. Er hieß Drachenläufer, beginnt mit zwei Kindern und einem Drachen, und diesen Anfang habe ich nun – viele Jahre später – plötzlich vor mir, aufgemalt auf einem Bild.

Dieses Bild nimmt einen mit auf die Reise zu einem verlassenen Ort, zu einem Ort, den wir vergessen, wenn wir denken, dass wir erwachsen sind: die Kindheit. Normalerweise beginnt eine Reise dort, wo man zuhause ist, diese Reise aber fängt im Exil an und geht nach innen. Der innere Ort ist uns bekannt, trotzdem kennen wir ihn nicht gut – ich meine nicht wie den Meeresboden an den tiefsten Stellen im Ozean, ich meine das Universum, das jeder in sich trägt, ein Universum voller Sterne, voller Planeten und voller Leben, das kommt und geht in einem ewigen Zyklus. In diesem Universum werden unaufhörlich Sterne geboren und jeder weiß, dass die Sterne auch explodieren – und als ich nun dieses Bild von Qutaeba ansehe, explodiert in mir ein nächster Stern und die Explosion breitet sich aus, bis in meine Kindheit hinein.

Als Kind habe ich mir weder über ein Dach noch über das Abendbrot Sorgen machen müssen.  Alles, was ich brauchte, alles, was ich kannte, war spielen und genießen, später weniger spielen und mehr lernen, was ich genauso genoss – die Neugier und die Lust nach Wissen war wie ein Feuer, das mich antrieb. Manchmal fuhren wir, mein Vater und ich, mit dem Auto auf dem Weg von der Moschee nach Hause einen Umweg. Auf diesem Umweg gab es Kinder, die ihr Essen aus dem Müll fischen mussten, und wenn sie nichts zu essen fanden, sammelten sie das, wofür sie Geld bekamen. Mein Vater erzählte mir dann, wie gut wir es hätten, und dass alles nicht selbstverständlich wäre, und erzählte mir, wie ein Mann für seine Familie zu sorgen hätte, dass das seine Aufgabe sei. Gleich danach erzählte er dann immer dieselbe Geschichte, die Geschichte über seine Kindheit, wie er schon als ein kleines Kind auf dem Bauernhof mithalf und später als 15-Jähriger aus Afghanistan in den Iran fliehen musste, weil die Situation in seinem Heimatland sehr schlecht war.

Die Situation war schlecht, weil die „Freiheitskämpfer“, wie sie von den USA genannt worden waren, für Geld und Macht kämpften. Doch waren sie nur so lange Freiheitskämpfer, solange sie noch mit US-Waffen die sowjetische Besatzung bekämpften. Als sie anfingen mit US-Waffen die NATO-Besatzung zu bekämpfen, nannte man sie „Terroristen“. Schon als Kind habe ich verstanden, dass das Wort „Terrorist“ keine feststehende Bedeutung hat und flexibel verwendet werden kann, je nachdem, wem es gerade etwas nützt. Dabei sind die größten terroristischen Operationen der letzten Jahrzehnte, seit 1945 bis zum heutigen Tag, von den USA ausgegangen, die vielen Putsche, Bürgerkriege, Attentate durch Drohnen und direkten Angriffe auf schutzlose Zivilisten in Nicaragua, Korea, Vietnam, Kambodscha, Kolumbien, Jordanien, Afghanistan, Syrien, Libyen, im Jemen, Iran, Libanon und Irak und auf Kuba, Grenada und Haiti. Um es in den Worten von Noam Chomsky auszudrücken: „Die USA sind der führende terroristische Staat“.

Als Kind war ich voller Hoffnung, dass eines Tages der Krieg in Afghanistan endet, dass eines Tages mein Vater wieder auf dem Hügel steht und den Ausblick genießt, wie er es als Kind getan hat. Ich hoffte, dass ich eines Tages nach Afghanistan reisen kann, ein Land so fremd für mich und doch am ehesten eine Heimat. Ich wollte all das sehen, was mein Vater so schön mit seinen Worten beschrieb – die Band-e-Amir-Seen, mit azurblauer Farbe und unendlich tief. Ich wollte den Granatapfel aus dem Kandahar schmecken, der berühmt ist für seine blutrote Farbe und seine Süße. Ich wollte nach Bamiyan fahren und die spektakulären, riesigen und tausende Jahre alten Statuen von Buddha anschauen. Ich wollte, dass meine Schwestern ihren Träumen nachgehen könnten, Lehrerinnen, Ingenieurinnen und Ärztinnen zu werden, in diesem Land, einem Land, das verdammt ist, verdammt zu einem Krieg seit Jahrzehnten.

Immer, wenn es irgendwo einen Krieg gibt, gibt es auch Menschen, die davor fliehen, wie zum Beispiel jetzt aus der Ukraine, wo im Moment ein ungerechter Krieg tobt. Und wie in meiner Kindheit bin ich auch heute noch am Lernen, und habe nun gelernt, dass Europa doch Menschen aufnehmen kann, wenn es möchte. Dass Europa fähig ist zu dem, was der kleine Libanon seit Jahrzehnten tut: die Aufnahme von Millionen von Flüchtenden in wenigen Tagen. Da wurde mir klar, dass 2015 keine Flüchtlingskrise war, sondern eine Moral-Krise. Eine europäische Moral-Krise. Damals verweigerte man vielen Flüchtlingen ein Bleiberecht und Asyl, man machte die Grenzen dicht und Frontex wurde als Schützer Europas gefeiert – die Fassade ist kollabiert. Jetzt kommen aber die „echten Flüchtlinge“, die vor einem „echten Krieg“ fliehen.

Kriege kommen vor allem mit Zahlen, die nach einer Weile zur Normalität werden. Dann gehen einem die Zahlen bald schon sehr leicht über die Lippen, so als wären sie bedeutungslos. Diese Zahlen jedoch stehen für Menschen – Menschen mit Namen, mit Gesichtern, mit Familien, mit Geschichten, kleine Helden mit Spiderman-Pullovern.

komplexer Text

Nilufar Nabavi

Nilufar Nabavi

von Nilufar Nabavi

Ich würde gerne über einen persischen Teppich, der mir sehr gut gefallen hat, schreiben. Von iranischen traditionellen Sachen gefallen mir am besten die Gedichte und vielleicht die Teppiche. Auf diesem Teppich gibt es auch ein Gedicht. Ich denke, wenn man persische Gedichte liest, wird man ganz in eine andere Welt, die man gleichzeitig selbst im Kopf hat, geführt, denn persische Gedichte sind sehr schön und sinnvoll. Besonders schön auf diesem Teppich ist, dass man auf einem kleinen Teppich verschiedene Dinge gleichzeitig sieht. Zum Beispiel die iranischen Kleidungen von einem Mann und einer Frau. Und die Beziehung zwischen Mann und Frau und dass Iraner so romantisch sind. Auf den Rändern des Teppichs sind Blumen und Muster zu sehen, die erinnern mich an die Teppiche meiner Großmutter im Iran. Meine Großeltern hatten auch so einen ähnlichen Teppich wie diesen. Und sie haben ihn im Sommer nachmittags auf dem Hof ausgelegt und sich mit Nachbarinnen auf diesen Teppich gesetzt und Tee getrunken und Shirmal (persisches Brot) gegessen und wir haben gespielt und viel Spaß gemacht.

anspruchsvoller Text

Zeinab Nabavi

Afghanische Kultur nach dem Essen und vor dem Essen

von Zeinab Nabavi

Das Gefühl von Sauberkeit und die Reinheit des Wassers erinnern mich an den größten Segen Gottes für mich und dass ich in Ruhe essen kann. In Wien gehe ich ins Badezimmer. In Afghanistan sitzen die Erwachsenen meistens im Wohnzimmer und das jüngste Familienmitglied bringt die Kanne und die Schale. Sie bestehen meistens aus Titan, Kupfer oder Messing. Erwachsene waschen sich so die Hände. Das gehört zu unserer Kultur. Aber in Wien und im Iran waschen sich alle Afghan*innen ihre Hände im Bad. Für mich ist es sehr wichtig, vor dem Essen Hände zu waschen, denn wenn man sie nicht wäscht, ist es für mich unangenehm.

Beim Händewaschen kann man denken, dass man nicht krank wird. Wir waschen unsere Hände und unser Gesicht, um zu beten, aber dieses Mal bringt das jüngste Familienmitglied keinen Krug, sondern jeder macht die Waschung allein.

Mit einem Handtuch trocknet man sich ab. Für jede Person gibt es ein Handtuch. Dann ist das Handtuch schmutzig und man muss es mit der Wäsche waschen.

Mit Papierhandtüchern geht es viel besser, es ist aber leider sehr teuer und schlecht für die Umwelt.

anspruchsvoller Text

Dilara Arab

Klavier

von Dilara Arab

Ich kam ins Museum und sah viele Ausstellungsstücke, aber eine Sache, die meine Aufmerksamkeit erregte, war das Klavier. Ich liebe die schwarz-weiße Tastatur. Und das Klavier liebe ich, seit ich das Chopin-Nocturne in dem Film „The Pianist“ hörte. Das schönste Solo, das ich je gehört habe. Und ich sagte mir, warum schreibe ich nicht über das Klavier – niemand sonst schrieb über das Klavier.

Lass mich sein, was ich sein sollte, nicht mehr als ein Klavierkomponist, denn das ist das Einzige, was ich weiß.“ – ein großartiges Beispiel für Demut ist dieser Satz von Frédéric Chopin.

 

Das Klavier ist ein Musikinstrument, bei dem Saiten mit Hämmern angeschlagen und mit der Klaviatur gespielt werden. Der Italiener Bartolomeo Cristofori erfand das Klavier um das Jahr 1700.

 

Klaviermusik ist weich.

 

Ein Klavier besteht aus etwa 1000 Teilen. Tasten und Saiten sind auf einen Rahmen montiert, der wie eine Schublade herausgezogen werden kann. Manche Saiten sind mit Kupfer umwickelt, was tiefere Töne erzeugt. Die längste Sehne in einem Flügel ist ungefähr zwei Meter lang. Jedes Klavier hat zwei Pedale. Das rechte Pedal hebt alle Dämpfer von den Saiten und verlängert den Klang. Das linke Pedal dreht den gesamten Mechanismus leicht nach rechts, dann klingen die Töne weicher. Die Tasten für teure Klaviere sind aus Elfenbein. Elfenbein ist ein Material, das aus den Stoßzähnen von Elefanten hergestellt wird. Es gibt es in Afrika, in Indien und anderen ostasiatischen Ländern.

 

Ich kann nicht Klavier spielen, aber ich möchte es gerne lernen und hoffe einen Kurs zu finden.

 

Auch höre ich gerne Violine und Gitarre.

komplexer Text

Mohadessa Khaleqi

Trommel

von Mohadessa Khaleqi

Die Trommel ist eines der traditionellen Musikinstrumente Afghanistans, das sowohl bei lokalen Feierlichkeiten als auch bei Hochzeitszeremonien verwendet wird und von Frauen in ihrer Zeit verwendet wurde, bevor die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen. Es besteht aus Holzringen, auf die eine dünne Tierhaut gespannt wird, auf welcher mit Fingerstrichen gespielt wird. Dieses Instrument gehört zu den Schlaginstrumenten mit einem tieferen Klang. Ich mag dieses Instrument, weil es das traditionelle Instrument meines Landes ist.

Man kann damit tanzen und singen und das wird oft von allen gemacht. Als ich dieses Instrument hörte, erinnerte ich mich an mein Land. In Erinnerung an die Tage der Freiheit und ohne Krieg, die Tage, als die Mädchen meines Landes frei und ohne Angst tanzten, sangen und trommelten. Und der Klang ihrer Freude gab dem Leben Hoffnung, zu leben. Auch in Österreich nutzen die hierzulande geflüchteten Menschen Afghanistans dieses Instrument in ihrem Kreis und verbringen glückliche Momente. Mit diesem Instrument trösten sie ihr Heimweh ein wenig. In afghanischen Kreisen in Österreich, zum Beispiel an Geburtstagen, bei Hochzeiten, zu Eid oder Feiertagen, tragen afghanische Männer und Frauen traditionelle und besondere Kleidung aus jeder Stadt Afghanistans. Sie tanzen gemeinsam den traditionellen Tanz verschiedener ethnischer Gruppen Afghanistans. Neben ihren Trommeln benutzen sie auch das Robab-Instrument und singen traditionelle Lieder im wunderschönen Dari-Dialekt Afghanistans. Ich hoffe, dass dieses Instrument, das auf dem Gebiet der Musik weltweit die beste Position hat, diese Trommel, eines Tages in Wien unterrichtet wird, damit alle, die daran interessiert sind, dieses Instrument zu lernen, es lernen können. Alle Instrumente sind auf ihre eigene Art schön und stellen in gewisser Weise die Stimme der Geschichte und Kultur jedes Landes dar. Die Instrumente zusammen können die Stimme des Weltfriedens sein.

Ich hoffe, Sie finden mein Schreiben interessant und unterhaltsam.

anspruchsvoller Text

Banan Sakbani

Dem Klang des Jasmins zuhören

von Banan Sakbani

Ich schließe die Augen im Stadtpark …

 

Mein Onkel liebte Kunst und Musik. Er war ein Holzschnitzer, Bildhauer und Skulpteur. Mich interessierte als Kind nur das letzte, denn ich betrachtete seine bizarren und abstrakten Figuren. Aufdringlich, neugierig und mit großen Augen.

Das Haus meiner Oma hat einen Ausblick auf die Stadt, da sah man die alten Gebäude und den Himmel als Dach. Die Treppen runter zum Hof hatte der Onkel selbst restauriert – die Fliesen mit seinen Händen Stück für Stück gelegt. Mich erstaunten die zahlreichen Tonwaren, die er dort unten im schmalen Hof stehen ließ. „Sie müssen trocknen“, sagte er immer. Eins weiß ich ganz genau, wir durften sie nicht berühren, damit sich die Struktur nicht veränderte. Der beste Duft war dann zu riechen, wenn der Regen trommelte. Da vermischte er sich mit den Jasmin-duftenden Ästen, Rinden und dem verschmolzenen braunen Ton. Das roch absolut traumhaft und original. Ich wollte nur dem Gespräch zwischen dem Ton, den heimlichen Stimmen der Figuren und dem Jasmin beiwohnen. Als würden sie sich umarmen, unterhalten und harmonisieren. Ich ärgerte mich, als der Schimpf meines Onkels mich unterbrach und aus dem rhythmischen Dialog vertrieb. „Meine Güte, schnell, wir müssen alle Kunststücke reintragen!“ Doch wie sollte das denn gehen, ohne sie zu berühren, wunderte ich mich …

Natürlich hatte er eine andere Sicht, ist doch begreiflich, denn die Gesichter seiner Figuren begannen ihre Mimik zu verlieren, und seine Tonwaren, die waren einfach verschwunden, verschmolzen, und seine ganze Mühe war somit nichts wert, meinte er und ärgerte sich darüber.

Für mich aber war das alles viel wert. Das war mein erstes künstlerisches Erlebnis. Meine erste Melodie. Das Rauschen des fließenden Wassers. Die Melodie der orange-braunen, heimatlich duftenden Wassertropfen. Meine heitere Erinnerung …

 

So tief verankert ist dieser aromatische Geruch in meinem Gedächtnis. Immer wieder, mit reiflicher und absichtlicher Überlegung, mache ich die Augen zu und versuche dieses Aroma wieder zu riechen, zu beleben und zu erleben, um mein Heimweh und meine Sehnsucht zu mildern. Dieser Duft kennzeichnet für mich Damaskus. Meine Heimat …

 

Jedes Glas Wasser, das ich trinke

Jeder Spaziergang unter dem Regen

Jede einzelne Jasmin-Blume

Jede tonbraune Farbe

Und jedes Blubbern

weckt das kleine, Damaskus vermissende Ich.

komplexer Text

Dawit Mehari Girmay

Kindergarten

von Dawit Mehari Girmay

1. Wir können Rassismus loswerden, wenn wir gleichermaßen Recht, Respekt und Gelegenheiten für alle Menschen geben.

 

2. Die Welt ohne Rassismus wird großartig sein, jeder Mensch hat das gleiche Recht, an sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren teilzuhaben.

 

3. Ich denke, Politiker sollten ein Gesetz verabschieden, um Rassismus in dieser Welt zu vermeiden. Außerdem sollte ein Politiker nicht rassistisch sein.

 

4. Ich möchte den rassistischen Leuten sagen: Wir sind gleich und wir sollten unseren Kindern keine schlechte Einstellung zur Hautfarbe weitergeben. Niemand hat die beste Haut.


5. Ich habe einige schlechte Erfahrungen mit Rassismus gemacht, aber jetzt möchte ich sagen, was meine Tochter vor einigen Monaten erlebt hat: In ihrem Kindergarten spielten einige Kinder in ihrer Gruppe nicht mit ihr wegen ihrer Hautfarbe. Das hat mich traurig gemacht und ich habe das der zuständigen Person gemeldet.

anspruchsvoller Text

Almas Hussein

Zu Rassismus

von Almas Hussein

1. Wir müssen das Aussehen eines Menschen respektieren und den Unterschied aller Dinge.

 

2. Wenn es keinen Rassismus gibt, bedeutet das eine Welt, die sich problemlos verständigt und versöhnt.

 

3. Für eine rassistische Person, die anderen schadet, muss es Strafen geben.

 

4. Jeder Mensch wird anders geboren. Wir müssen nicht in allem gleich sein. Hör auf, rassistisch zu sein!

 

5. In Österreich gibt es einige Rassisten. Ich wollte einer alten Frau auf einer Straße helfen, die Hilfe brauchte und über meine Hilfe glücklich war, aber als sie meine Mutter mit einem Schleier sah, war sie aufgebracht und nahm keine Hilfe an.

anspruchsvoller Text

Sidra Rayes

Hochzeitskleid aus dem Sudan

von Sidra Rayes

Dieses Kleid wurde vor langer Zeit hergestellt. Sudanesische Menschen trugen es auf ihrer Hochzeit. Es ist aus Baumwolle und mit glänzendem, silbernen Stoff bestickt und hat einen Schal am Hals, ebenfalls aus weißem Stoff und ebenfalls mit Silber bestickt.

Für mich ist es sehr passend für eine Hochzeit.
Hochzeitsriten im Sudan

1. Henna: Dabei werden die Familien des Brautpaares getrennt eingeladen, die Hände des Brautpaares mit Henna gefärbt, Essen serviert und gesungen.

2. Jerrtq, ein sehr alter Brauch, der auf pharaonische Zeiten zurückgeht: Sowohl der Bräutigam als auch die Braut trägt rote Kleidung und eine alte Frau macht Jerrtq.
Das bedeutet, dass sie sowohl dem Bräutigam als auch der Braut ein Stück Seide mit einem goldenen Halbmond auf die Stirn legt.

Für mich sind solche Riten sehr interessant und ich hoffe, sie einmal live zu sehen.

(Anmerkung der Kulturvermittlung: das ausgestellte Kleid stammt aus der Sammlung Lore Trenkler, die in Äthiopien gelebt hat. Sidra Rayes erinnerte es an Sudan.)

leicht verständlicher Text

Nadiya Gulmohammadi

Ein Brief

von Nadiya Gulmohammadi

Lieber Sohn,

ich bin sehr traurig und wütend. Mein liebster Sohn, du bist gestorben. Mein Sohn, ich würde gerne mit dir spazieren gehen und mit dir reden. Ich möchte gerne mit dir einkaufen gehen und dir alles kaufen. Du wolltest für uns arbeiten und ein bisschen Geld verdienen. Jetzt zähle ich immer noch die Tage, obwohl ich deinen Sarg allein auf dem Schoß trage. Mein Herz ist gebrochen, ohne dich möchte ich nicht leben. Ich trage noch das blaue Kopftuch und die rote Bluse, die du mir gekauft hast. Mein Sohn, wir haben kein gemeinsames Foto. Ich habe nur ein kleines Foto von deinem Reisepass. Ich wünschte, wir hätten ein gemeinsames Foto. Sehr viele Männer, Frauen und Kinder sind gestorben. Nur ihre Fotos von ihren Reisepässen sind geblieben.

Mein einziger Wunsch war, dich wiederzusehen. Ich werde dir jeden Tag einen Brief schreiben und an deinem Geburtstag deine Lieblingstorte backen.

leicht verständlicher Text

Mehdi Khalili

Das Bild und der Teppich

von Mehdi Khalili

Ein Mann und eine Frau haben sich bei einer Hochzeit gesehen. Morgen treffen sie zusammen. Der Mann hat Wasser und einen Apfel zusammen mit der Frau getrunken und gegessen, und sie sprechen. Dort sind viele Bäume und Blumen. Der Mann hat einen langen Bart und lange Haare. Die Frau hat eine lange Flasche und trinkt viel. Der Mann hat eine kleine Kappe. Die Frau hat ein langes Kopftuch und rote und blaue Kleidung. Der Mann hat auch rote Kleidung.

Dieser Teppich war früher in Isfahan, einer Stadt im Iran. „Bedruckter bemalter Baumwoll-Wandbehang“. Er gehört dem Iran, und das ist ein schöner Teppich. Dieser Teppich ist jetzt im Weltmuseum Wien aufgehängt. Der Teppich ist klein und so viel Farbe ist da. Rot, schwarz, blau, grün ist im Teppich. Bei diesem Teppich steht ein bisschen Farsi da. Beim Teppich steht ein Gedicht, dort steht, man soll ein bisschen das Leben genießen.

 

Das Gedicht ist von Omar Khayyam, einem persischen Dichter.

„Opfere nicht deine Laune oder ein Glück:

Rufe nicht, was längst gewesen, zurück,

öffne dein Herz nur süß-lippigen Feen

trink Wein, lass dein Leben nicht unnütz vergehen.“

 

Jemand hat ein bisschen auf Persisch auf den Teppich geschrieben, aber nicht geschrieben, von wem es ist. Das Gedicht ist nicht von Omar Khayyam. Ich habe gedacht, ich schreibe den Namen einer Person dazu.

leicht verständlicher Text

Mohammad Shoeib Nasiri

Der Pakol

von Mohammad Shoeib Nasiri

Der Pakol ist eine weiche, runde Kopfbedeckung für Männer, gewöhnlich aus Wolle. Die Kappe wird vor allem von Männern in den Bergregionen Afghanistans getragen, wo sie bei Paschtunen, Tadschiken und anderen Ethnien beliebt ist. Der Pakol gewann große Beliebtheit unter den Tadschiken von Panschir und Badachschan. Er ist in der Regel „erdfarben“, also braun, schwarz, grau oder elfenbein. Bevor er angefasst wird, ähnelt er einer Tasche mit einem runden, flachen Boden. Die Oberseite ist flach und rund und von einem zusammengerollten Band umfasst. Der Träger rollt die Seiten hinauf und bildet ein dickes Band, dann sitzt der Pakol wie ein Barett oder eine Kappe. Durch dieses Band ist es möglich, den Pakol an kalten Tagen über Ohren und Nacken zu krempeln.

anspruchsvoller Text

Meraj Yaqubi

Der Abakus

von Meraj Yaqubi

Ich schreibe über einen Abakus, weil es für mich sehr interessant ist, dass das Werkzeug, mit dem mein Großvater gerechnet hat, im Museum ist. Der Abakus stammt aus China und ist älter als viele menschliche Erfindungen, wird aber immer noch verwendet. Er ist nützlich für Menschen mit einer Sehbehinderung, wie zum Beispiel mein Großvater, weil er mit dem Abakus mit den Händen rechnen kann. Mein Großvater war ein traditioneller Arzt. Er berechnete mit dem Abakus das Gewicht der Kräuter. Er starb im Alter von circa 90 Jahren. Ich war erst vier Jahre alt. Sein Abakus ist mir aber sehr gut in Erinnerung geblieben, weil ich immer damit gespielt habe. Mein Großvater war dann immer zuerst verwirrt und dann wütend. Ich war dann schon weggerannt.

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Saredo Gaal Mohamed

Die geflochtenen Körbe

von Saredo Gaal Mohamed

Geflochtene Körbe sind eine Tradition im Jemen und in Somalia. Im Museum habe ich einen geflochtenen Speiseteller gesehen. Das hat mich sehr gefreut und glücklich gemacht, weil ich aus Somalia bin und das seit zehn Jahren nicht gesehen habe. In meinem Dorf in Somalia gibt es nämlich auch geflochtene Speiseteller und Sandalen wie im Museum. Wir hängen Körbe mit Essen, zum Beispiel Mais und Obst, von der Decke herunter, damit die Ziegen es nicht fressen. Mit den Blättern von Dattelbäumen werden auch Sitzmatten und Teppiche geflochten. Diese werden verwendet als Platz zum Liegen und Sitzen. So einen Platz nennt man auf Somali „Sali“. Sali ist ein Teil von Somalia.

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Almas Hussein 2

Der Halsschmuck

von Almas Hussein

Das Objekt stammt aus Ozeanien, aus Papua-Neuguinea. Es ist ein kreisförmiger Halsschmuck. Er besteht aus genähtem Stoff. Im Stoff sieht man Tierzähne, Muscheln und Meeresschnecken. Das Objekt gefällt mir, weil ich gerne Design und Schmuck mag. Das Objekt ist bunt, originell und ungewöhnlich. Das gefällt mir, deswegen habe ich mir das Objekt ausgesucht. Man findet es im Weltmuseum im Mezzanin in der Abteilung „Southseas: Encounters with Paradise Lost“.

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Nadiya Gulmohammadi 2

Die Vasen

von Nadiya Gulmohammadi

Auf diesem Bild sind alte Vasen zu sehen, sie sind aus Ton gemacht und in verschiedenen Größen. Ich glaube, sie wurden für Blumen verwendet. Früher gab es keine Flaschen, deswegen haben die Menschen aus den Vasen Wasser und Milch getrunken. Auch Öl für das Essen wurde in den Vasen aufbewahrt.

Es sind auch Pfeifen in verschiedenen Farben zu sehen. Eine braune und weiße Teekanne stehen auf dem runden Brett. Daneben sind sechs Tassen. Die Menschen haben Tee und Wasser daraus getrunken.

Diese ganzen Sachen sind aus den alten Zeiten aus Ägypten.

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Fosiya Hassan-Wehli

Ja oder Nein zum Krieg

von Fosiya Hassan-Wehli

Wenn ich Waffen sehe, ist mein Gefühl Angst und ich denke an Terror, Unsicherheit, Kriege, Vertreibung, Flucht. Kriege sind das dunkle Gespenst im Leben vieler Länder und Völker. Es gibt keinen Krieg ohne Zerstörung, Zerstörung und Zerstörung. Kriege vergießen Blut, zerstören und zerstören jeden Ort, und betreffen das soziale, wirtschaftliche und das kulturelle Leben im Land und zerstören jeden Weg zu Wohlstand und Stabilität. In Frieden zu leben bedeutet, in Harmonie mit sich selbst und anderen um uns herum zu leben. Wie zum Beispiel Gewalt zu vermeiden, andere zu tolerieren, gemäßigte Meinungen zu haben und die Wunder des Lebens zu feiern.

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Mohsen Saberi 2

Rassismus-Büro

von Mohsen Saberi

Menschen aus anderen Ländern kommen nach Österreich. Sie alle kommen aus Zwang. Sie werden zur Flucht gezwungen, weil sie auch in ihren Ländern Diskriminierung und Rassismus erleben. In Österreich besuchen sie das Rassismus-Büro.

Menschen aus Somalia, Afghanistan, Syrien, Iran oder einem anderen Land gehen in dieses Büro. Die Person erklärt die Kultur und die Religion in Österreich. Sie erzählt, Frau und Mann sind gleich. Eine Frau kann auf der Baustelle arbeiten, ein Mann auch. Sie erklärt, man soll mit anderen keinen Streit haben, nicht kämpfen, nicht stehlen, kein Zappzarapp. Aber muss ich das lernen? Das weiß ich doch schon. Behandelt Menschen gut. Seid nett zueinander, unterscheidet nicht, aus welchem Land jemand kommt, ob Muslim, Jude oder Christ, Schwarz oder Weiß, sie sind alle Menschen. Das lernt man in keinem Büro und auch nicht in der Schule. Ich habe das in Afghanistan gelernt. Ich habe das auf dem Weg nach Österreich gelernt. Mit zehn Jahren habe ich meine Eltern verloren. Und ich bin allein in den Iran geflüchtet. Nach acht Jahren machte ich mich wieder auf den Weg. Auf der Flucht habe ich mit vielen Menschen gelebt, mein Essen geteilt, viele Freunde gefunden, gelacht, Geschichten geteilt.

Wenn wir uns zuhören, dann braucht man kein Rassismus-Büro. Wenn wir uns besser verstehen, dann verschwindet auch der Rassismus.

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Sana Idris

Al-Aqsa

von Sana Idris

Ich war so glücklich, als ich dieses Bild im Museum sah. Ich stand lange Zeit da und starrte es an, ohne mich zu langweilen. Wie kann man der Schönheit dieser Aussicht müde werden? Ich sprach den Namen des Ortes langsam aus, aus Angst, dass ich über die Buchstaben stolpern würde.

 

Das Bild von Al-Aqsa erschien in meinem Kopf, gefärbt von der goldenen Kuppel und den seltenen Verzierungen. Ich spürte, dass ich sie berührte, dass ich darin betete und vor Freude um sie herumlief. Wie nicht, wenn ich die Straßen auswendig kenne.

 

Als ich das Bild sah, erinnerte ich mich an meinen Großvater. Er erzählte von seiner Kindheit, die er dort im Hof der Al-Aqsa-Moschee verbrachte, wie die Menschen dort wie eine Hand waren, eine sehr große Familie. Wie Eid al-Fitr dort voller Freude schmeckte, und der Geruch der Erde, sagte er, sei anders. Der Geruch hafte noch an seiner Kleidung und seinen Erinnerungen.

Ich hielt ihn fest, um den Duft der Al-Aqsa einzuatmen.

Meine Großmutter zeigte mir dann einen Schlüssel. Den Schlüssel zu ihrem Haus in Jerusalem, den sie noch immer aufbewahrte, weil sie auf ihre Rückkehr hoffte. Sie vertiefte sich in den Anblick des Schlüssels, als würde sie in den Details ihrer schönen Vergangenheit ertrinken. Ihr Blick erzählte Geschichten über ein Land, das ich nicht kenne, außer aus Bildern, die ich in meiner Fantasie oder im Fernseher sehe.

Gaza und seine Küste, Jaffa und seine malerische Natur, Akko und seine Oliven, Nablus und seine Menschen. In meinem Kopf sind Bilder von dem, was meine Großeltern erzählten, und ich schließe schnell meine Augen, aus Angst, dass die Bilder verschwinden, und in der Hoffnung, in eine wahre Erzählung einzutauchen, in der ich die Heldin bin.

Also sammle ich meine geteilte Identität auf und ich finde meinen verlorenen Pass im Nirgendwo und ich bewahre meine Würde, die ich zu verlieren fürchtete. Ich wache aus meinem Schlaf auf. Dieser Albtraum endet. Der Theatervorhang fällt. Meine Leute applaudieren, und wir gehen zurück in mein Land.

 

Al-Aqsa bedeutet mir als Palästinenserin viel, denn in meinem Heimatland Palästina sterben jedes Jahr Tausende von Menschen. Sogar die Vögel dort sind nicht wie die anderen Vögel. Sie feiern mit den Menschen bei schönen Anlässen, und sie weinen mit den Menschen für die Verstorbenen. Die Vögel am Boden versuchen die wunden Seelen der Menschen zu trösten.

Wenn ich ein Vogel wäre, hätte ich mich mit einer speziellen Erste-Hilfe-Tasche ausgestattet, damit ich ohne Einschränkungen oder Pässe um die Welt reisen und Menschen helfen kann. Ich würde einem Kind, das seinen Vater verloren hat, eine Träne von der Wange wischen, das alte Haus wieder aufbauen, das vor den Augen seiner Besitzer zerstört wurde, ich würde alles Unrecht beiseiteschaffen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wenn ich ein Vogel wäre, wäre die Welt mein und der Himmel die Grenzen meiner Flügel. Ich wünschte wirklich, ich könnte mit meinem Leben dafür bezahlen, um dorthin zu gehen, denn das Geld einer staatenlosen Person ist wertlos. So würde meine Tragödie enden und ich wäre in einem Heimatland, denn ich habe es satt, außerhalb davon zu leben.

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Banan Sakbani 2

Antirassismus – eine Utopie?

von Banan Sakbani

Eine Welt frei von Rassismus und rassistischen Einstellungen. Wie schaut die denn aus? Klingt etwas utopisch, dennoch sind manche Utopien gar nicht so uninteressant zu betrachten.

Erstmal gäbe es keinen Massenmord, keine Bürgerkriege, Ghettos oder Konzentrationslager. Friedlicher, bunter, diverser, verbundener und stärker würde sie ausschauen.

Die Juden wären nicht verbrannt, es hätte keine Sklaverei gegeben, es wären People of Color nicht unterdrückt. Keine Vertreibungen. Keine ungleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wir würden dann vielleicht Geflüchtete leiden können und die Integration nicht als politisches Instrument benutzen.   

Eines vorweg: Zu denken, dass wir offen und klug genug sind, um uns vor rassistischen Einstellungen zu schützen, ist der größte Irrtum. Wir alle haben eine Vorliebe für bestimmte Stereotypen eines Volkes. Wir alle bevorzugen Schönheit und definieren sie ganz schrecklich und einseitig. Der größte Fehler, den wir ALLE gerne machen, ist das Verallgemeinern.

Ups! Habe ich gerade selbst gemacht. Unser Schubladendenken zwingt uns dazu.

„Du bist anders“, „du handelst nicht wie sie“, sind die gemeinsten, verletzendsten und rassistischsten Sätze, die man als Migrant*in hören kann. Es macht uns nicht glücklich, separiert von der Allgemeinheit behandelt zu werden. Wir gönnen uns dieses Privileg nicht. Es ist keine Anerkennung, wenn zu erfolgreichen Geschichten dazu vermittelt wird, dass der Rest unserer Mitmenschen schlecht sei, aus Zurückgebliebenen und Ignoranten bestehe. Denn wir sind in erster Linie ein Teil dieser Allgemeinheit.

Nicht nur Taten können rassistisch sein, auch Gedanken, Blicke und Wörter, die wir zur Sprache bringen oder jemandem antun. Diese können die Welt eines anderen Menschen zerstören.

Seien Sie nicht der Grund für den Weltuntergang einer anderen Person. Rücksicht, Akzeptanz und gegenseitiger Respekt – darauf basiert eine gesunde und antirassistische Gesellschaft.

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Sidra Rayes 2

Wie sieht eine Welt ohne Diskriminierung aus?

von Sidra Rayes

Natürlich ist eine Welt ohne Diskriminierung am besten. Wenn die Welt ohne Diskriminierung ist, gibt es keinen Weltkrieg mehr.

 

Was ist der Unterschied von Klassismus in Österreich und in meiner Heimat?

 

Als ich noch in meiner Heimat Syrien war, war ich zum Beispiel in der Schule Klassismus ausgesetzt. Meine Mutter war Hausfrau und mein Vater besaß ein Restaurant. Ich hatte einen Schulkameraden, der der Sohn von einem Politiker war, also hatte er jedes Recht zu tun, was er wollte, nur weil sein Vater eine wertvolle Position im Staat hatte. Hier in Österreich ist es etwas anders. Ich bin Klassismus auch ausgesetzt, aber es ist sehr selten. Außerdem kann ich, wenn ich Klassismus von irgendjemandem erlebe – sei es eine Person mit einer wichtigen Position oder eine reiche Person – mich über sie beschweren.

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Anisa Abdi

Vorbilder gegen Rassismus

von Anisa Abdi

Für mich ist es sehr schwer, eine Arbeit in Österreich zu finden. Das liegt nicht daran, dass ich nicht fleißig, nicht freundlich oder unmotiviert bin. Es liegt vielmehr an meiner Hautfarbe, meinem Kopftuch und meiner Religion. Viele Unternehmen haben mir keine Arbeit gegeben, weil sie keine Frauen mit Kopftuch in ihrer Arbeit haben wollen. Das ist schade. Ich habe in Österreich auch noch nie eine Frau mit Kopftuch als Chefin gesehen. Es wäre besser, wenn alle Menschen die gleichen Chancen haben. Auf dem Papier haben in Österreich alle die gleichen Rechte, aber in der Realität ist es leider nicht so.

Rassismus beginnt schon bei Kindern, obwohl kein Kind als Rassist*in geboren wird. Oft, wenn ich mit meinem Kind im Park bin, sehe ich, dass manche Eltern ihrem Kind verbieten, mit meinem Sohn zu spielen. Wenn ich so etwas sehe, bin ich enttäuscht und manchmal werde ich auch wütend. 

Ich wünsche mir, dass meinem Sohn kein Rassismus passiert. Bereits im Kindergarten und in der Schule sollte es viele anti-rassistische Projekte geben. In der Schule sollte es viele Lehrer*innen geben, die selbst auch Rassismus erlebt haben. Lehrer*innen verschiedener Hautfarben und Religionen sollten in der Schule unterrichten, damit auch mein Sohn positive Vorbilder hat. Dann haben unsere Kinder als Erwachsene hoffentlich die gleichen Chancen in Österreich.

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Rediat Wesen-Gezahen

Hat man es bequem oder nicht

von Rediat Wesen-Gezahen

Diese Welt ist kurz und morgen sind wir alle tot. Rassismus ist nicht gut. Wer stirbt und wer bleibt? Rassismus wegen der Hautfarben ist nicht gut. Sowohl Weiße als auch Schwarze sind neun Monate in einer Gebärmutter, bevor sie geboren werden. Alles kommt vom Schöpfer. Und wenn wir sterben, sind wir alle Staub.

Wenn wir sterben, tragen wir die Erde, egal ob weiß oder schwarz.

Wer weiß ist, steigt nicht in den Himmel auf. Alle gehen unter die Erde.

Es genügt, Mensch zu sein. Auch wenn man krank ist oder eine Behinderung hat.

Unter dem Boden gibt es keinen Rassismus. Hat man es bequem oder nicht bequem – unter dem Boden sind alle gleich. Wenn sie sterben, sind arme oder reiche Menschen gleich. Statt Kleidern trägt man Erde, man trägt keine teuren Kleider, keine Diamanten. Ich glaube, Rassismus ist nicht gut. Das Leben ist kurz und nicht lang. Wenn wir sterben, können wir uns nicht besuchen. Und für viele Leute ist Rassismus nicht nett.

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Abdul Wasi Safizadeh

Die Welt

von Abdul Wasi Safizadeh

Wenn die Welt moderner wird, wird unser aller Leben schlechter. Moderne Technik hilft uns sehr, aber sie bringt auch immer neue Probleme. Ich gebe zwei Beispiele:

Wenn alle Sachen mit Maschinen gemacht werden, dann wird es nach einiger Zeit keine Tiere mehr brauchen. Wenn es keine Tiere mehr gibt, wird die Welt traurig. Alles ist dann nur noch aus Stahl und Plastik, Tiere gibt es nur noch in der industriellen Tierhaltung.

Wer Industrie hat, kann billig produzieren und viel an den armen Menschen verdienen. Es gibt dann sehr wenige, sehr reiche, aber immer mehr arme Menschen. Die reichen Menschen sorgen dafür, dass sie reich bleiben. Und die schlechten Dinge passieren den armen Menschen. Die Industrienationen bauen nicht nur viele Maschinen, sie bauen Waffen und sie fördern Rassismus. Wenn es Waffen und Rassismus gibt, wird es Krieg geben. Je moderner die Welt wird, desto schlimmer werden die Waffen und desto rassistischer werden die Menschen. Also gibt es immer mehr Krieg. Wenn es Krieg gibt, sterben die Menschen. Aber nur die Armen, die Reichen können immer überall hingehen. Sie sind die Rassisten, sie haben Geld und Macht und überleben.

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Ibrahim Rahimi

Kosmos

von Ibrahim Rahimi

Kosmos!

Deine Drachen starren mich nur an!

Habe ich zu viel Wärme erwartet?

Deine Farben haben Angst vor Freiheit!

Wie kann uns dann das Weltengemälde gelingen?

 

Kosmos!

Diese Schwerter schärfen sich von selbst!

Diese Bögen finden großen Gefallen an Blut!

Diese Statuen loben, ohne denken zu können

Diese Fallen sind meisterhaft, makellos und zu gut

 

Kosmos!

Die Vögel fliegen zu nah am Boden

Woher kam auf einmal diese Angst?

Sind ihre Flügel nicht mehr himmeltauglich?

Oder hat diese Fabel keinen Sinn und Takt?

 

Kosmos!

In welchen Träumen versteckst du dich vor mir?

Welche Wahrheiten mischst du nun in der Suppe?

Welche Vergangenheit streicheln wir heute?

Welche Helden fallen in Fallen des Feinds?

 

Kosmos!

Deine Sterne zittern unter der Decke der Nacht

Deine Winde stürmen übereinander

Deine Sonne wärmt jetzt nur die Wohlhabenden

Deine Wolken regnen auf Menschen ohne Dach

 

Kosmos!

Das Dasein tut heute mehr weh als gestern

Ich weiß, dass du nichts von der Zeit hältst

Gewährst du uns dennoch einen schönen Moment?

Einen Garten, blauen Himmel, weiße Fahne

 

Kosmos!

Wir sollen stark bleiben und wach

Für diejenigen, die es nicht mehr können und wollen

Möchtest du uns nicht darin beistehen?

Bis das Ende des unfairen Spiels seinen Anfang erreicht

komplexer Text

Ein Projekt der PROSA-Schule Wien und des Weltmuseums Wien, umgesetzt mit den Absolvent*innen und aktuellen Lerner*innen von PROSA unter der Leitung von Muhammet Ali Baş, Sassan Esmailzadeh, Luca Manuel Kieser, Mela Maresch, Katharina Pressl, Sevde Özdemir und Elena Ritschard.

www.prosa-schule.org

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