Der Federkopfschmuck

Einführung

Der berühmte Federkopfschmuck im Weltmuseum Wien ist ein einzigartiges Artefakt. Er ist das letzte bekannte Exemplar seiner Art weltweit. Er ist daher als Weltkulturerbe von besonderer Relevanz. Der Gegenstand ist umstritten, und es ist nach wie vor unklar, wie und wann er Mexiko verlassen hat. Auf dieser Seite werden kontextualisierende Informationen in einem leicht zugänglichen Format präsentiert.

 

Provenienz und Geschichte

Provenienz und Geschichte

Vor dem Anfang des 16. Jh. waren viele solcher Prachtkopfschmucke in Mesoamerika, in Verwendung. Sie wurden mit Herrschern, Göttern, Priestern und Kriegern assoziiert.

Nach der Eroberung des Aztekenreiches zwischen 1519 und 1521 sandten die Spanier zahlreiche Artefakte nach Europa. Obwohl Listen vieler dieser Objekte überliefert sind, lässt sich darunter der Federkopfschmuck nicht einordnen. Die Beschreibung des Kopfschmucks als Krone oder Besitz von Moctezuma ist somit nicht gesichert.

Erst in einem Inventar der Sammlungen von Schloss Ambras Innsbruck aus dem Jahr 1596 kann der Kopfschmuck mit Sicherheit belegt werden. Dort wird er irreführend als ein „maurischer Hut mit langen, schönen, glänzenden, grün leuchtenden und goldenen Federn …“ beschrieben. Es ist jedoch nicht überliefert, wie der Federkopfschmuck nach Ambras gelangte.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Kopfschmuck nach Wien gebracht und im Unteren Belvedere ausgestellt. Um 1880 wurde er in die Sammlungen des Naturhistorischen Museums aufgenommen. Als ab 1928 in der Neuen Burg ein Museum für Völkerkunde entstand, wurde der Kopfschmuck in dieses überführt.

Es gibt Belege dafür, dass viele solcher Prachtkopfschmucke in verschiedenen Teilen Mesoamerikas, insbesondere an der Küste und im Süden, in Verwendung waren. Sie wurden mit Herrschern, Priestern und Kriegern assoziiert. Jedoch ist keines dieser Exemplare erhalten geblieben.

Zustand und Konservierung

Zustand und Konservierung

Heute täuscht das prächtige Aussehen des Kopfschmucks. Betrachtet man ihn von der Rückseite, wird sein prekärer Erhaltungszustand deutlich. Alterung und Schäden durch früheren Insektenbefall sind Ursachen für seinen fragilen Zustand. Aber auch seine Materialien selbst, sowie der Aufbau des Kopfschmucks tragen zu seiner Fragilität bei.

Alle Materialien, aus denen der Kopfschmuck ursprünglich hergestellt wurde, sind über 500 Jahre alt. Einige von ihnen sind von Natur aus besonders empfindlich. Sein Unterbau besteht im Wesentlichen aus drei zarten Netzen, die von dünnen Holzstäben stabilisiert werden. An der Vorderseite wurden die Federn geordnet angebracht. Die Schwanzfedern des Quetzal-Vogels sind sehr fragil. Die langen grünen Federn wurden in mehreren Lagen mittels Fäden nicht nur an der Kielbasis an den Netzen befestigt, sondern auch aneinander, sodass die Bewegung jeder Feder die anderen um sie herum beeinflusst. Im Laufe der Zeit sind viele der Schwanzfedern gebrochen und haben viele ihrer Äste und Widerhaken verloren.

Seit seiner Entstehung wurde der Federkopfschmuck modifiziert. Die ersten dokumentierten konservatorischen Arbeiten wurden 1878 durchgeführt. Er wurde mit neuen Ergänzungen restauriert und in einer abgeflachten Position montiert. Im Jahr 1992 wurde er erneut konserviert um sichtbare Schäden an den Federn zu verbessern.

In den Jahren 2010 bis 2012 wurde ein binationales mexikanisch-österreichisches Projekt durchgeführt, um zuverlässige Informationen über den Federkopfschmuck zu erhalten. Das Konservierungs- und Studienprojekt entstand aus dem binationalen Wunsch heraus, den Federkopfschmuck in Mexiko zu zeigen. Es wurde in der Hoffnung in Angriff genommen, die Studie würde Wege aufzeigen, diesen Wunsch zu verwirklichen. 

Im Rahmen des Projekts wurden erhebliche Schäden festgestellt. An den 374 langen Quetzalfedern des Kopfschmucks wurden mehr als 170 Brüche dokumentiert. Die Netze sind an vielen Stellen zerrissen und einige der Metallornamente haben das umgebende Material beschädigt. Als der Kopfschmuck für das mit modernsten Techniken durchgeführte Konservierungsprojekt von seiner Halterung genommen wurde, stellte man fest, dass fast 2.000 Federfragmente abgebrochen und auf der Halterung verblieben waren.

Die Expert*innen des binationalen Projekts, sowohl mexikanische als auch österreichische, waren sich einig, dass der Federkopfschmuck ein äußerst fragiles Artefakt ist.

Transport

Transport

Beim Transport von Kunstwerken sind diese verschiedenen Arten von Belastungen ausgesetzt (z. B. Vibrationen, Stößen, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen). Es ist oft möglich, Objekte gegen gefährliche Einflüsse des Transports zu sichern. Dies hängt nicht nur von der verfügbaren Technik ab, sondern auch von den Eigenschaften der Gegenstände selbst. Im Falle des Kopfschmucks ist eine geeignete Transportsicherung aufgrund seiner Konstruktion und seiner Materialien praktisch nicht umsetzbar.

Sowohl mexikanische als auch österreichische Expert*innen einigten sich im Laufe des binationalen Projekts auf eine Beschleunigungsintensität, die der Federkopfschmuck ohne unannehmbares Schadensrisiko aushalten könnte. Mexiko beauftragte Prof. Dr. Wassermann (TU Wien, Institut für Mechanik und Mechatronik) zu ermitteln, ob ein Transport des Kopfschmucks ohne Überschreitung dieses Wertes möglich wäre. Er stellte fest, dass der Transport mit den üblichen Transportmitteln für internationale Leihgaben, dem Kraftfahrzeug und dem Flugzeug, praktisch nicht ohne Schadensrisiko durchzuführen wäre.

Weiterführende Literatur

Weiterführende Literatur

Gerard van Bussel, Der altmexikanische Federkopfschmuck. Aspekte seiner Rezeptionsgeschichte, in: Sabine Haag et al. (Hgg.), Der altmexikanische Federkopfschmuck. Altenstadt, 2012: 115–134.

Gerard van Bussel, Quetzalfeder-Kopfschmuck. Wien, 2017.

Christian Feest, Der altmexikanische Federkopfschmuck in Europa, in: Sabine Haag et al. (Hgg.), Der altmexikanische Federkopfschmuck. Altenstadt, 2012: 5–28.

Melanie Korn, Die Farbgebung von Vogelfedern, in: Sabine Haag et al. (Hgg.), Der altmexikanische Federkopfschmuc., Altenstadt, 2012: 95–99.

Mariá Olvido Moreno Guzmán – Melanie Korn, Konstruktion und Techniken, in: Sabine Haag et al. (Hgg.), Der altmexikanische Federkopfschmuck. Altenstadt, 2012: 61–82.

Karl A. Nowotny, Mexikanische Kostbarkeiten aus Kunstkammern der Renaissance im Museum für Völkerkunde Wien und in der Nationalbibliothek Wien. Wien, 1960.

Reneé Riedler et al., A Review of Color Producing Mechanisms in Feathers and their Influence on Preventive Conservation Strategies, in: Journal of the American Institute for Conservation 53/1. 2014: 44–65.

Lilia Rivero Weber, Die Konservierung des altmexikanischen Federkopfschmucks. Zwei Jahre Arbeit der Binationalen Kommission, in: Sabine Haag et al. (Hgg.), Der altmexikanische Federkopfschmuck. Altenstadt, 2012: 135–147.

 

Buch
Der Quetzalfeder-Kopfschmuck
€ 6,95

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