Über die Ausstellung
Mitte der dreißiger Jahre wurde Becker-Donner als junge Frau zu einer bekannten Persönlichkeit in der österreichischen Öffentlichkeit, nachdem sie 1934 mit 22 Jahren zu ihrer ersten Liberia-Expedition aufgebrochen war. Sie führte über eineinhalb Jahre linguistische und ethnographische Forschungen im Nordosten Liberias durch und kehrte 1936 für acht Monate nochmals dorthin zurück. 1938 wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Völkerkunde angestellt und war bis 1947 für die Afrika- Sammlung zuständig. Dann folgte sie für zwei Jahre ihrem Mann nach Südamerika und kehrte 1949 nach dessen tragischem Tod an das Museum zurück, wo sie nun als Kuratorin die Mittel- und Südamerika-Sammlungen betreute.
Mitte der fünfziger Jahre (1954 und 1956) führte Becker-Donner zwei Feldforschungen in Nord-Brasilien, dem Rondônia-Gebiet, durch. Sie war die erste Anthropologin, die in Kontakt mit den Warí (bei ihr „Pacaas Novos“) trat, eine Begegnung, die sie auch filmisch dokumentierte. Auf beiden Reise führte sie ethnographische und linguistische Studien durch und legte Sammlungen für das Museum für Völkerkunde an. Des Weiteren befasste sie sich mit archäologischen Fragestellungen, führte stichprobenartig erste Grabungen durch und sammelte Oberflächenfunde.
1955 wurde sie zur Leiterin des Museums für Völkerkunde in Wien bestellt. Als Direktorin legte sie den Grundstein für die heutige Struktur des Museums. Es gelang ihr, die Zahl der wissenschaftlichen Kuratoren zu erhöhen, die Werkstätten auszubauen, eine Abteilung für Konservierung zu schaffen und das Museum mit damals modernen Medien auszustatten. Sie unterstützte Forschungsprojekte der Kuratoren und animierte Sammlungen im Feld. Durch ihren Einsatz für das Haus konnte sie auch räumliche Erweiterungen durchsetzen und die sogenannten Burggartensäle als Bereich für Sonderausstellungen dazugewinnen. Auch während ihrer Zeit als Direktorin führte sie selbst Feldforschungen durch, nun vor allem in Guatemala und Costa Rica. Von all ihren Reisen brachte sie umfangreiche Sammlungen für das Museum mit. Unter ihrem Namen listet das Museum 2.884 Inventarnummern, insgesamt konnte es unter ihrer zwanzigjährigen Direktion einen Sammlungszuwachs von 24.000 Objekten verzeichnen.
Einen besonderen Stellenwert nahm in den 1960er/70er Jahren ihr Interesse für die sogenannte „Volkskunst“ aus Lateinamerika ein. Auf ihren Forschungsreisen trug sie selbst umfangreiche Zeugnisse der Populärkultur zusammen. Dem Thema widmete sie eine große Ausstellung, eines der ersten Projekte, die diese bis dahin von den Museen und der Forschung vernachlässigten kulturellen Erscheinungen in den Blickpunkt rückten.
„Wir wollen mit unserer Ausstellung Lateinamerika klarmachen, daß es Schätze besitzt, die geschützt werden müssen, und daß sich die Mühe lohnt, volkskundliche Grundlagen zu erarbeiten.“-- „Das Ganze ist als eine Art psychologische Entwicklungshilfeaktion aufzufassen.“ (Becker-Donner 1972).Ihr ethnographisches Interesse in der Region verband sie mit gesellschaftspolitischem Engagement und unterstütze mehrere Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie die Gründung einer Schule in Guatemala. Auf ihre Initiative erfolgte 1965 die Gründung des Österreichischen Lateinamerikainstituts, das sie lange auch als Präsidentin leitete.
Täglich (außer Montag)
10 bis 18 Uhr
Dienstag
10 bis 21 Uhr
Neue Hofburg, Heldenplatz
1010 Wien
Den Ausstellungsfolder gibts zum Download hier!