Über die Ausstellung
Für Prüfer ist die Natur kein romantisierter Ort, sondern ein höchst eigenartiges und komplexes Regelwerk, das ihn seit seiner Kindheit fasziniert. Ausgehend vom Insektensterben in Europa und der damit verbundenen Bedrohung für die biologische Vielfalt spricht Prüfer in seinem Werk zahlreiche ökologische Themen an, auch solche die sich in der Folge politischer Entwicklungen im China der 1950er und 1960er Jahre ereignet haben.
Fruits of Labour zeigt die Dimension menschlicher Anstrengung, die nötig ist, um den Verlust von Biodiversität zu kompensieren, und stellt das Verhältnis von Mensch und Natur grundsätzlich in Frage.
Prüfers Arbeiten – Installation, Fotografie, Film – werden mit Objekten aus den Sammlungen des Weltmuseums Wien in Beziehung gesetzt und durch Leihgaben des Naturhistorischen Museums Wien ergänzt.
Prüfer ließ sich für seine im Weltmuseum Wien präsentierte Werkreihe von einer Reise in die Provinz Sichuan inspirieren. Er fand dort ein insekten- und vogelfreies Tal vor und Menschen, die die Bestäubung der Fruchtbäume von Hand vornehmen. Eine von Mao Zedong (1893–1976) 1958 initiierte politische Kampagne zur Ausrottung der vier Plagen (Ratten, Fliegen, Stechmücken und Spatzen) während des „Großen Sprungs nach vorn“ führte u.a. zu einem massiven ökologischen Ungleichgewicht der Natur, in Folge dessen Millionen Menschen den Hungertod fanden. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar. In Regionen der Provinz Sichuan verharrt die Natur in einer hörbaren Stille.
Maximilian Prüfers Fotoarbeiten Performance – Handpollination und From Flower to Flower zeugen vom menschlichen Erfindungsgeist, die Aufgabe bestäubender Insekten wie Bienen und Wildbienen zu übernehmen und an Fruchtbäumen Handbestäubungen durchzuführen.
In der Inszenierung einer einzelnen Frucht – der Birne – verweist Prüfer auf eine weitere politische Kampagne Maos von 1968, die der Heroisierung der Mango galt. Diese exotischen Früchte erhielt Mao vom pakistanischen Außenminister zum Geschenk. Mao übergab die Mangos den Arbeiter- und Bauernpropagandatruppen, die ihn in seinen politischen Ideen unterstützt hatten. Fortan symbolisierten Mangos Maos Fürsorge und Güte und wurden vielfach in unterschiedlichen Materialien reproduziert.
Doch auch in Europa und Österreich muss uns das Verschwinden von bestäubenden Insektenarten und der Rückgang der Biodiversität nachdenklich stimmen. Die ausgestellten Wildbienenpräparate aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums sind ein Beleg für in Österreich bereits ausgestorbene Wildbienenarten.
Wir Menschen sind für Landschaftszerstörung, exzessive Bebauung, Monokulturen, den Einsatz von Spritzmitteln sowie für Klimaveränderungen verantwortlich. Die Ausstellung soll anregen und uns zum Nachdenken bewegen, umsichtig mit dem fragilen Ökosystem, in dem wir leben, umzugehen.
Die Ausstellung wurde von Maximilian Prüfer und Bettina Zorn, Kuratorin der Sammlung Ostasien: China, Korea, Japan, kuratiert. Gerhard Veigel hat die Schau gestaltet.