Sammlung Exner
Anton Exner (1882–1952) bereiste in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Länder und besonders häufig Japan und China. In Wien baute er eine Asiatika-Sammlung auf und betrieb ein Geschäft für chinesische und japanische Kunst. 1931 trat Exner der NSDAP bei und blieb auch nach deren Verbot 1934 Parteimitglied. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 bewertete er als Schätzmeister Sammlungen von verfolgten Jüdinnen und Juden und versuchte gemeinsam mit seinem Sohn Walter Exner, in Wien ein Ostasienmuseum zu etablieren. Als ihm dies nicht gelang, kooperierte Anton Exner mit dem Staatlichen Kunstgewerbemuseum in Wien, dem heutigen MAK. 1944 übergab er dem Museum rund 2.200 Asiatika als „Schenkung im Todesfall“ – als Dauerleihgaben, die nach seinem Tod ins Eigentum des Museums übergehen sollten. Nach dem Kriegsende wurde Anton Exner als Nationalsozialist verhaftet. 1946 schenkte er der Republik Österreich einen weiteren Teil seiner Sammlung. Das Volksgerichtsverfahren gegen ihn wurde in der Folge eingestellt.
Heute besitzt das MAK rund 3.700 Objekte aus der Sammlung Exner, im Weltmuseum Wien befinden sich weitere 177 Inventarnummern derselben Provenienz. 1948 hatte Anton Exner erklärt, es befänden sich keine entzogenen Objekte in seiner Sammlung. Allerdings legte er keinerlei Informationen dazu vor, wo er die Stücke erworben hatte oder wer deren frühere Eigentümer und Eigentümerinnen gewesen waren. In der Nachkriegszeit wurden fünf Objekte restituiert. Heute sind acht weitere Werke als bedenklich bewertet. Aufgrund der Geschichte Anton Exners ist aber davon auszugehen, dass noch weitere Objekte dieser Sammlung als Raubkunst angesehen werden müssen.
Sollten Sie entsprechende Hinweise haben, wenden Sie sich bitte an Rainald Franz, den Provenienzbeauftragten des MAK (rainald.franz@MAK.at).
Lilli Hollein, Jonathan Fine
Literatur:
Gabriele Anderl, Beitrag zu Anton Exner, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung, URL: https://www.lexikon-provenienzforschung.org/exner-anton (12.12.2021).
Gabriele Anderl, Beitrag zu Walter Exner, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung, URL: https://www.lexikon-provenienzforschung.org/exner-walter (12.12.2021).
Gabriele Anderl, „Nicht einmal abschätzbarer Wert …“. Anton und Walter Exner – Kunsthändler, Stifter, Nationalsozialisten – und ihre Sammlung asiatischer Kunst in Wien, in: Eva Blimlinger – Heinz Schödl (Hgg.), Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), Wien – Köln – Weimar 2014, 339–405, URL: https://doi.org/10.7767/boehlau.9783205793564.339.
Provenienzforschung und Restitution im MAK, URL: https://mak.at/provenienzforschung (12.12.2021).